2. Jahrestagung in Heidelberg
vom
4. bis 6. Juni 2004
„Wege
zum Verstehen der Gehörlosenkultur“
Bericht von Ralf Kirchhoff
(Fassung vom DGZ)
„Endlich!“, dachte ich, als ich am 4. Juni 2004 in der
schönen Neckarstadt Heidelberg ankam. Dort fand vom 4. bis 6.
Juni die 2. Jahrestagung der „Kultur und Geschichte Gehörloser
e.V.“ (KuGG) statt. Die Tagung mit dem Thema „Wege zum
Verstehen der Gehörlosenkultur“ war eine große Chance
für uns alle, die sich mit dem Thema „Gehörlosenkultur“
befassen. Leider gibt es einige Gehörlose, die behaupten, dass
es keine Gehörlosenkultur gibt.
Die gesamte Tagung wurde im modern ausgebauten Seminarzentrum der
„Stiftung Rehabilitation Holding“ (SRH) abgehalten,
zu der auch das Berufsbildungswerk für Hörgeschädigte
gehört. 180 Leute kamen – sogar aus Holland, Österreich
und der Schweiz. Helmut Vogel, Vorsitzender der KuGG, eröffnete
die Tagung mit den Hinweisen auf das laufende Programm. Er wies
auch auf die Ausstellung mit Bildern der gehörlosen Künstlern
Dieter Fricke und Ulrich Braig ebenso wie über den früheren
Lehrer und Künstler Carl Wilke in der Gebärdensprachschule
„SehenVerstehen“ hin.
Gertrud Mally aus München wurde dazu eingeladen, eine Laudatio
auf Albert Fischer zu halten, der kürzlich verstorben ist und
unter dem Namen „Fise“ ein sehr bekannter Künstler
war. Sie hatte viele Jahre mit ihm in der „Selbstbewusst werden“-Redaktion
zusammengearbeitet. Sehr charakteristisch sind für ihn der
gebärdende Mann mit der langen Nase und die gebärdenden
Fische, die immer wieder in seinen Bildern vorkommen. Ein Dutzend
Bilder waren auch in einem Nebenraum des Seminarzentrums zu sehen.
Albert Fischer hatte es sich seit vielen Jahren zu seiner Hauptaufgabe
gemacht, die Gehörlosenkunst als eigenständige Kunst in
der Gesellschaft bekannt zu machen. Leider ist er im November 2003
gestorben – viel zu früh, um seine Kunst, auch genannt
„Fiseart“, zu vollenden. Gertrud Mally ist ihm auch
heute noch dankbar, dass er mitgeholfen hat, das erste deutsche
Kommunikationsforum für Gehörlose und Hörende in
München zu gründen. Und dafür, dass er tolle Karikaturen
für die Zeitschrift „selbstbewusst werden“ geliefert
hat. Auch um Gehörlose und Hörende zum Nachdenken anzuregen,
schrieb er viel in seinem Tagebuch, das er im Internet veröffentlichte.
Simon Kollien, Diplom-Psychologe aus Hamburg, zeigte im nächsten
Vortrag die „Ansätze zur Erforschung und Bestimmung des
Begriffes Gehörlosenkultur“. Er ließ erst mal offen,
ob das typisches Winken der Gehörlosen als Zeichen der Aufmerksamkeit
oder ob die Gebärdensprache ein Teil der Gehörlosenkultur
ist. Simon Kollien prüfte dann nach, wie die Kultur im allgemeinen
verstanden wird. Er stellte fest, dass es 1.500 mögliche Definitionen
(= einen Begriff bestimmen, deuten) der Kultur gibt.
Nach der allgemeinen Erläuterung des Begriffs „Kultur“
wurden internationale Beiträge zum Begriff „Gehörlosenkultur“
dargestellt. Simon Kollien stellte die hervorragenden Schriften
von Baker & Cokely aus Amerika und von Kyle aus England vor.
Diese weisen die Richtung zu den Deaf Studies als Gehörlosenkulturwissenschaft
nach. Sie ist unter anderem am „Centre for Deaf Studies“
(Zentrum für Gehörlosen-Studien) an der Universität
in Bristol/Großbritannien weiterentwickelt worden.
Simon Kollien legte dar, dass ab etwa 1990 die Gehörlosenkultur
offensichtlich nur zu politischen Zwecken in Deutschland benutzt
wird, zum Beispiel für das Engagement zur Sicherung der Rechte
der Gehörlosengemeinschaft. Seit den 90er Jahren erblüht
wirklich die Gehörlosenkultur durch Gehörlosentheatergruppen
und viele stattfindende Kulturtagen.
Auch in Deutschland wird man nicht müde, eigene Beiträge
zur Gehörlosenkultur zu leisten. So schrieben Isa Werth und
Horst Sieprath (beide gl, Rheinisch-Westfälische Technische
Hochschule Aachen) 2002 einen Beitrag.
Besonders hervorzuheben ist der im November 2003 in Magdeburg vorgetragene
Beitrag von Knut Weinmeister und Jens Heßmann. Ihr Beitrag
befasst sich mit dem Thema „Was ist der Kern der Gehörlosenkultur?“.
Simon Kollien hat die These von Jens Heßmann wiedergegeben,
dass oberflächlich gesehen nichts Fremdes an der Kultur der
Gehörlosen im Vergleich zur Kultur der Hörenden ist. (These
= Lehr- oder Leitsatz, der Grundlage für weitere Argumentationen
oder Diskussionen ist) Die gemeinsame Erfahrung des Ausgegrenzt-Seins
ist aber radikal, grundlegend und folgenreich für das Leben
der Gehörlosen. Dies wirkt sich auch auf ihre Kultur aus.
Simon Kollien schloss daraus, dass die Gehörlosen sich ihrer
Gehörlosenkultur wirklich bewusst werden sollen – im
Gegensatz zur unbewussten Teilhabe an der Gehörlosengemeinschaft.
Und die Gehörlosen in Deutschland brauchen auch die Gehörlosenkulturwissenschaft.
Im nächsten Beitrag „Gehörlosenkultur in Griechenland
mit eigenen Erfahrungen zur Arbeit mit dem Theater und der Kunst“
von Catherine Tangalou wurde der praktische Bezug zur Gehörlosenkultur
deutlich. Catherine Tangalou kommt aus Athen/Griechenland und lebt
derzeit in Hamburg. Sie ist Künstlerin - Malerei und Theater
- und pensionierte Gymnasiallehrerin.
Catherine Tangalou sprach die vielschichtigen Betrachtungsweisen
der griechischen Gehörlosenkultur aus kunsttheoretischer Perspektive
an. Während ihrer 30-jährigen Unterrichtstätigkeit
an der Gehörlosenschule in Athen hat sie viele gehörlose
Jugendliche unterrichtet und viele Erfahrungen mit dem Gebärdensprachtheater
gemacht. Für sie ist es wichtig, dass es eine Theatergruppe
gibt, in der sich nur Gehörlose versammeln, damit die eigene
Identität in Ruhe entwickelt werden kann.
Im Jahr 2000 wurde die Gebärdensprache an den Gehörlosenschulen
zugelassen. Im Gebärdensprachtheater regte Catherine Tangalou
ihre gehörlosen und auch schwerhörigen Schüler dazu
an, sich selbständig mit ihrer Behinderung auseinander zu setzen.
Wichtig ist die beidseitige Akzeptanz der Gegensätze - Oralismus
und Gebärdensprache. Dadurch können sich alle Schüler
in ihrer griechischen Gebärdensprache besser reflektieren (=
über sich selbst und sein Verhalten nachdenken). Somit trägt
das Gebärdensprachtheater zum kulturellen Selbstverständnis
der griechischen Gehörlosengemeinschaft entscheidend bei. Mit
ihren Videos und Bildern von Theaterproben mit Kindern veranschaulichte
Catherine Tangalou den Zusammenhang von Sprache und Kultur mit großer
Klarheit.
Schließlich war am späten Freitagabend die KuGG-Mitgliederversammlung.
Zuerst wurde Helmut Vogel (Hamburg) als 1. Vorsitzender wiedergewählt.
Herbert Christ (Berlin), der vorherige Beisitzer für Finanzen,
übernahm das Amt des 2. Vorsitzenden. Neu gewählt wurden
Jana Schwager (Heilbronn) als Kassiererin und Ege Karar (Stuttgart)
als Beisitzer. Jochen Muhs (Berlin), der bisherige 2. Vorsitzende,
bleibt weiterhin im Vorstand als Beisitzer. Die vorherigen Beisitzer
Thomas Zander (Berlin) und Volkmar Jaeger (Leipzig) hatten ihre
Posten zur Verfügung gestellt nach elf Jahren Arbeit im Vorstand
der früheren IFKG beziehungsweise der heutigen KuGG. Nichtmitglieder
und einige Mitglieder nutzten den Abend zum Kennenlernen der Altstadt
von Heidelberg.
Am darauf folgenden Samstag zeigte Bernhard Meyer, ein hörender
Künstler, die Idee eines großen Denkmals mit dem Symbol
„I love you“ aus verschiedenen Materialien auf. Sein
Projekt wird unterstützt durch „DeafShop“, das
ist ein Online-Shop, der alles zum Thema hörgeschädigt/gehörlos
anbietet.
Danach begann Helmut Vogel, Erziehungswissenschaftler, mit seinem
Vortrag zum Thema „Gehörlosenkultur in Deutschland mit
dem Blick in die Vergangenheit“. In Deutschland werden sich
die Gehörlosen der Gehörlosenkultur erst seit etwa 1990
bewusst. Vor dem Paradigmenwechsel wurde oft nur von zwei Welten,
Welt der Hörenden – Welt der Gehörlosen, geredet.
(Paradigma hier im Sinne von Denkmuster, Sichtweise, Einstellung)
Helmut Vogel erläuterte verschiedene Merkmale der Gehörlosenkultur
und gab anschließend Einblicke in die deutsche Gehörlosengeschichte.
Darüber wurde in früheren Ausgaben der Deutschen Gehörlosenzeitung
schon mehrfach berichtet. Neu sind jedoch die Erkenntnisse, dass
die Freifahrt zu den ab 1868 alljährlich stattfindenden Kirchenfesten
die Grundlage der heutigen Freifahrt bildet und auch der erste internationale
Kongress der Gehörlosen im Jahr 1873 in Berlin der „Vater“
aller WFD-Kongresse war. (WFD = World Federation of the Deaf, Weltverband
der Gehörlosen). Erstmals wurden 1927 die Definitionen für
gehörlos (= entstummt) und taubstumm (= nicht sprechen können)
vom Deutschen Gehörlosenbund übernommen.
Am originellsten ist eine aus dem Jahre 1870 stammende und damit
älteste fotographische Dokumentation der Gebärdensprache.
Das Foto zeigt Carl Wilke und seinen hörenden Kollegen und
Freund Ludwig Reimer, die sich in Gebärdensprache unterhalten.
Helmut Vogel machte mit seinem Begeisterung erweckenden Vortrag
unser Interesse an der Gehörlosengeschichte wieder wach und
rief die Anwesenden dazu auf, die Zukunft im positiven Sinne für
die Gehörlosenkultur selbst zu gestalten.
Im nächsten Vortrag regte Dr. Chrissostomos Papaspyrou dazu
an, den tieferen Sinn der „Bedeutung der Begriffe ,Sprache’,
,Kultur’ und ,Zivilisation’ für das Nachdenken
zur Gehörlosenkultur“ zu erforschen. Der aus Athen stammende
Gebärdensprachwissenschaftler ist derzeit am Institut für
Deutsche Gebärdensprache an der Universität Hamburg tätig.
Sprache, Kultur und Zivilisation sind drei sehr wichtige Begriffe
für das Verständnis der Entwicklung aller Menschengemeinschaften.
Diese Begriffe wurden in ein zusammenhängendes Schema gebracht,
um zu zeigen, wie sie sich in der Tat wechselseitig beeinflussen
und bestimmen. Für das Begreifen und Ausdrücken ist zuerst
das Zugreifen und Verstehen wichtig. Dadurch entsteht Kommunikation
zwischen den Menschen und entwickelt sich eine Sprache. Durch Sprache
entstehen Gemeinschaften.
Dank seiner Erläuterung der Zusammenhänge zwischen Sprache,
Kultur und Zivilisation konnten wir sehen, dass wir selbst in der
Lage sind, eine Verbindung zur Gehörlosenkultur herzustellen.
Der Vortrag von Chrissostomos Papaspyrou war lebhaft gehalten.
In der langen Mittagspause konnten wir uns alle erholen und hatten
noch etwas Zeit für einen Besuch der Kunstausstellung in der
nahe gelegenen Gebärdensprachschule „SehenVerstehen“.
Der Höhepunkt der gesamten KuGG-Tagung war der Vortrag von
Dr. Paddy Ladd, promovierter Dozent für Deaf Studies an der
Universität Bristol (Großbritannien). Er referierte über
sein neues Buch: „Understanding Deaf Culture – In Search
of Deafhood“ (übersetzt etwa in: Gehörlosenkultur
verstehen! Auf der Suche nach „Deafhood“).
Das Buch handelt davon, dass Gehörlosenkulturen einen wichtigen
Beitrag zu anderen akademischen Fachrichtungen und allgemeinen Lebenssituationen
der Menschen verstärkt leisten sollten.
Zum besseren Verständnis der Leser werden zunächst die
Bedeutung der von Paddy Ladd benutzten Begriffe „Kolonialisierung“
und „Dekolonialisierung“ näher erläutert:
Kolonialisierung bedeutet die Gründung einer Fremdherrschaft
und die Entwicklung eines Abhängigkeitsverhältnisses zum
Vorteil für die Fremdherrschaft. Dekolonialisierung ist demnach
die Auflösung der Fremdherrschaft und die Befreiung aus dem
Abhängigkeitsverhältnis. Schwerpunkte des Vortrages von
Paddy Ladd waren die Bedeutung der „Deaf Studies“, der
„Deaf History“, Kolonialisierung der Gehörlosengemeinschaften
sowie „Deafhood" und ihre Sichtweisen.
Sehr anschaulich beschrieb Paddy Ladd Sachverhalte, die sich durch
das gedankenlose Festhalten am medizinischen Konzept für die
Gehörlosengemeinschaften als Fallen erwiesen haben. Bei der
Kolonialisierung der Gehörlosengemeinschaft nach dem Mailänder
Kongress 1880 nehmen die Spezialisten wie zum Beispiel Gehörlosenlehrer
und Ärzte den Gehörlosen die Verantwortung für ein
selbstbestimmtes Leben weg. Im Gegensatz dazu bildet „Deafhood“
den völlig neuen Begriff der „Dekolonialisierung der
Gehörlosen“. Denn „Gehörlosigkeit“ bezieht
sich ausschließlich auf das fehlende Gehör, also auf
das Defizit, den Mangel. „Deafhood“ ist mehr auf die
besonderen Fähigkeiten der Gehörlosen ausgerichtet und
betont auch die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der Gebärdensprachbenutzer.
Sehr einleuchtend wirken die sieben Prinzipien der „Deafhood“.
Denn Paddy Ladd hat bei den Forschungsarbeiten eine andere Lebenssituation
der Gehörlosen vor der Kolonialisierung der Gehörlosengemeinschaften
festgestellt und in seinen sieben Prinzipien zusammengefasst:
1. Gebärdensprachen stellen eine
Besonderheit dar. Durch ihre Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten
überragen sie manchmal die Lautsprachen.
2. Gebärdensprachen sind eine
Besonderheit, mittels Gebärdensprachen kann innerhalb der ganzen
Welt Kommunikation stattfinden.
3. Deshalb sind gehörlose Menschen
als erste Weltbürger anzusehen und als solche ein Ursprungsmodell
für die Gesellschaft.
4. Ursprünglich entstanden gehörlose
Menschen, damit sie durch Einsatz ihrer besonderen Fähigkeiten
die Welt bereichern und nicht, dass die Welt ihnen „hilft“.
5. Gebärdensprachen stellen eine
Bereicherung für Hörende dar.
6. Diejenige Menschen, die nicht gebärden,
können ihre Sinne nicht ausschöpfen. Sie sind - aus ganzheitlicher
Sicht betrachtet - unvollkommene Menschen.
7. Allen gehörlosen Menschen
stehen gleiche Rechte zu. Jeder soll sich dafür einsetzen,
dass seine Rechte verwirklicht werden.
Dieser Vortrag rief beim Publikum unbeschreibliche Gefühle
hervor. Denn Paddy Ladd ruft zu neuem Denken und Verstehen auf.
Er ruft auf zu erforschen, wie sehr die Kolonialisierung schädliche
Einflüsse auf gehörlose Menschen ausgeübt hat. Bereits
kurz nach dem Vortrag gab es sehr spannende Diskussionen unter den
Anwesenden.
Unter anderem wurde eifrig überlegt, wie der Begriff „Deafhood“
am besten ins Deutsche übersetzt werden sollte. Eine niederländische
Teilnehmerin, die die deutsche Sprache gut beherrschte, schlug den
deutschen Begriff „Taubsein“ vor. Darüber waren
wir deutschen Gehörlosen jedoch unterschiedlicher Meinung.
Hoffentlich beeinflusst in nächster Zukunft der von Paddy Ladd
geprägte Begriff „Deafhood“ das Denken der deutschen
Gehörlosen.
Den letzten Vortrag „Gehörlosenkultur in Finnland“
hielt Satu Worseck. Die gebürtige Finnin lebt in Hamburg und
ist Gehörlosenpädagogin. In Finnland wurde in den 90er
Jahren des letzten Jahrhunderts lebhaft darüber diskutiert,
ob Gehörlose als gehörlose oder gebärdensprachige
Menschen anzusehen sind. Die Bezeichnung „gebärdensprachige
Menschen“ ist neu und meint Personen, die täglich die
Gebärdensprache anwenden und diese Sprache als ihre Mutter-
oder Erstsprache ansehen. Deshalb brauchen gehörlose Kinder
Gebärdensprache. Sie ist wichtig für ihre Identität
als Mitglied der Gehörlosengemeinschaft.
Auch bei Satu Worsecks Vortrag wurde wiederum deutlich, dass die
Begriffe wie gehörlos, auch taubstumm, taub, hörgeschädigt
usw., aus der Medizin stammen und (nicht nur) bei Hörenden
eher negative Gedankengänge wecken.
Satu Worseck gebärdet verschiedene Gebärdensprachen und
schreibt in Deutsch, Englisch und Finnisch. Ihre hohe Bildung ist
auch das Ergebnis der überaus positiven Entwicklung der finnischen
Gehörlosengemeinschaft, die auch sehr bekannte Persönlichkeiten
stellen wie zum Beispiel Liisa Kauppinen, die vorherige Präsidentin,
und Markku Jokinen, den jetzigen Präsidenten des Weltverbandes
der Gehörlosen.
Am Abend gingen alle erschöpft, aber mit neuen Ideen beseelt
zum Essen in die Altstadt, wo das Feuerwerk um 22 Uhr das Schloss,
das von den Franzosen am Ende des 17. Jahrhunderts zerstört
worden war, hell erstrahlen ließ.
Gleichzeitig fand auch im „Heinz-Micol-Zentrum“, dem
kulturellen Treffpunkt der Heidelberger Gehörlosen, ein spannender
Quizabend statt, der von dem Quizmaster Herbert Christ mit viel
Witz durchgeführt wurde. Die fünf Teilnehmer mussten viele
Fragen zur Kultur und Geschichte Gehörloser beantworten, bevor
sie schöne Sachpreise, die vom DeafShop gespendet worden waren,
nach Hause mitnehmen konnten.
Am Sonntagmittag ging die KuGG-Tagung mit Führungen zu Ende.
Dieter Betz, der Vorsitzende des Gehörlosenvereins „Alt-Heidelberg“,
führte durch die Altstadt und das Schloss. Die Hamburger Museumspädagogin
Martina Bergmann ermöglichte den Besuchern einen besonderen
Kunstgenuss in der Städtischen Kunsthalle in Mannheim.
Betrachtung am Schluss: Die KuGG-Tagung in Heidelberg war ohne
Zweifel sehr gut organisiert und war einen Besuch wert. Auch der
weiteste Weg hatte sich gelohnt. Die beiden hervorragenden Gebärdensprachdolmetscher
Gudrun Hillert und Christian Pflugfelder erleichterten den hörenden
Teilnehmern das Verstehen. Denn die Referenten waren alle gehörlos
und hielten ihre Vorträge natürlich in Gebärdensprache.
Vor allem der hervorragenden Organisation durch den Vorstand um
Helmut Vogel in Zusammenarbeit mit den Inhabern der Gebärdensprachschule
„SehenVerstehen“, Jana Schwager und Georg Eberhard,
und dem Gehörlosenverein „Alt-Heidelberg“ mit Dieter
Betz ist es zu verdanken, dass die Gehörlosenkultur wirklich
ein tieferes Verständnis bei den Teilnehmern gefunden hat.
"Prost - Mahlzeit !"
Ralf Kirchhoff, Hamburg - gehörloser Autor dieses Berichts
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