Resümee
Das Symposium im Gustav Heinemann Haus
in Bonn wird vielen Teilnehmern lange in besonderer Erinnerung
bleiben. 170 Teilnehmer haben drei höchst informative
Tage verlebt.
Beim Beginn des Symposiums haben sich Jochen Muhs und Helmut
Vogel, M.A. den gehörlosen Opfern der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft (Zwangssterilisation und Euthanasie) gewidmet.
Die Strukturen des damaligen Regede (Reichsverband der Gehörlosen
Deutschlands) waren während des III. Reiches diktatorisch
aufgebaut.
Mark Zaurov, M.A. hat über die Verbrechen der Nationalsozialisten
an jüdischen Gehörlosen anschaulich referiert. Viele
jüdische Gehörlose wurden in den Konzentrationslagern
ermordet. Heutzutage dürfen der Rechtsradikalismus, der
Antisemitismus und die Ausländerfeindlichkeit keinen
Platz in unserer Gesellschaft finden.
Während des in internationalen Gebärden gehaltenen
Vortrags von Marie-France Percevault aus Frankreich ist die
wichtige Botschaft gekommen, dass wir die Gebärden des
Friedens und der Einigkeit betonen sollen, damit die Menschen
weiter in Freundschaft zusammen bleiben.
Am nächsten Tag hat Dr. Hans-Uwe Feige über die
Geschichte des Gehörlosenverbandes in der DDR von 1957
bis 1989 referiert. Das war vielen Teilnehmern neu, die damals
nicht in der DDR gelebt haben. Das trifft auch auf das Referat
von Martin Domke zu, er hatte lebendig zeigen können,
wie er die Vorstellungen von seinem Leben auf seine Art und
Weise durchsetzte.
Das Gleiche war von Gerlinde Gerkens in der BRD zu erfahren.
Die Teilnehmer lernten ihr wechselvolles Leben kennen und
ihre Leistungen im Präsidium des Deutschen Gehörlosen-Bundes
seit 1994 und als Präsidentin seit 1999.
Schließlich ist es ein Glück für die Teilnehmer,
den 90jährigen bekannten Zeitzeugen Friedrich Waldow
live erlebt zu haben. Seine Erzählungen über die
Jugendjahre in Stettin (heute Szczecin/ Polen) und Berlin
machen möglich, dass die Teilnehmer an der Gehörlosengeschichte
im frühen 20. Jahrhundert und an seinem Leben teilhaben
können. Er hat die höchste Achtung als jahrzehntelanger
Herausgeber der Deutschen Gehörlosen-Zeitung verdient.
Es war eine hervorragende Mischung aus gehörlosen Historikern,
Referenten und Zeitzeugen. Insgesamt konnten die Teilnehmer
vom Symposium viel mit nach Hause nehmen.
Mögen gehörlose und hörende Teilnehmer ihr
Wissen weitergeben, denn es gilt: Aus der Vergangenheit zu
lernen, die Gegenwart zu verstehen und die Zukunft zu gestalten!
Das vielfältige Rahmenprogramm setzte sich aus der Kunstausstellung
von Rudolf Werner, der Deaf History-Ausstellung von Lothar
Scharf und Nicola Galliner, der Filmvorführung „Hanna“
von CinéSourds, der Quizshow von Herbert Christ und
den Führungen im Haus der Geschichte der BRD zusammen.
Das Symposium, organisiert von der Kultur und Geschichte Gehörloser
e.V., ist selbst auch eine historische Veranstaltung in der
Geschichte der Gehörlosenbewegung geworden.
Helmut Vogel, 1. Vorsitzender KuGG e.V.
Gruppenbild der Referenten
Oben von links nach rechts:
Jochen Muhs (Berlin), Hans-Uwe Feige (Leipzig), Gerlinde Gerkens
(Kiel), Mark Zaurov (Hamburg) und Martin Domke (Dresden)
Unten von links nach rechts:
Helmut Vogel (Hamburg), Friedrich
Waldow (Essen) und Marie-France Percevault (Orleans, Frankreich)
Resümee
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