KuGG e.V.
Kultur und Geschichte Gehörloser e.V.

  Symposium
   3. -  5. Juni 2005 in Bonn

   60 Jahre nach 1945 –
   Mit der Gehörlosengeschichte in die Zukunft

Resümee

Das Symposium im Gustav Heinemann Haus in Bonn wird vielen Teilnehmern lange in besonderer Erinnerung bleiben. 170 Teilnehmer haben drei höchst informative Tage verlebt.
Beim Beginn des Symposiums haben sich Jochen Muhs und Helmut Vogel, M.A. den gehörlosen Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft (Zwangssterilisation und Euthanasie) gewidmet. Die Strukturen des damaligen Regede (Reichsverband der Gehörlosen Deutschlands) waren während des III. Reiches diktatorisch aufgebaut.
Mark Zaurov, M.A. hat über die Verbrechen der Nationalsozialisten an jüdischen Gehörlosen anschaulich referiert. Viele jüdische Gehörlose wurden in den Konzentrationslagern ermordet. Heutzutage dürfen der Rechtsradikalismus, der Antisemitismus und die Ausländerfeindlichkeit keinen Platz in unserer Gesellschaft finden.
Während des in internationalen Gebärden gehaltenen Vortrags von Marie-France Percevault aus Frankreich ist die wichtige Botschaft gekommen, dass wir die Gebärden des Friedens und der Einigkeit betonen sollen, damit die Menschen weiter in Freundschaft zusammen bleiben.

Am nächsten Tag hat Dr. Hans-Uwe Feige über die Geschichte des Gehörlosenverbandes in der DDR von 1957 bis 1989 referiert. Das war vielen Teilnehmern neu, die damals nicht in der DDR gelebt haben. Das trifft auch auf das Referat von Martin Domke zu, er hatte lebendig zeigen können, wie er die Vorstellungen von seinem Leben auf seine Art und Weise durchsetzte.
Das Gleiche war von Gerlinde Gerkens in der BRD zu erfahren. Die Teilnehmer lernten ihr wechselvolles Leben kennen und ihre Leistungen im Präsidium des Deutschen Gehörlosen-Bundes seit 1994 und als Präsidentin seit 1999.
Schließlich ist es ein Glück für die Teilnehmer, den 90jährigen bekannten Zeitzeugen Friedrich Waldow live erlebt zu haben. Seine Erzählungen über die Jugendjahre in Stettin (heute Szczecin/ Polen) und Berlin machen möglich, dass die Teilnehmer an der Gehörlosengeschichte im frühen 20. Jahrhundert und an seinem Leben teilhaben können. Er hat die höchste Achtung als jahrzehntelanger Herausgeber der Deutschen Gehörlosen-Zeitung verdient.

Es war eine hervorragende Mischung aus gehörlosen Historikern, Referenten und Zeitzeugen. Insgesamt konnten die Teilnehmer vom Symposium viel mit nach Hause nehmen.
Mögen gehörlose und hörende Teilnehmer ihr Wissen weitergeben, denn es gilt: Aus der Vergangenheit zu lernen, die Gegenwart zu verstehen und die Zukunft zu gestalten!
Das vielfältige Rahmenprogramm setzte sich aus der Kunstausstellung von Rudolf Werner, der Deaf History-Ausstellung von Lothar Scharf und Nicola Galliner, der Filmvorführung „Hanna“ von CinéSourds, der Quizshow von Herbert Christ und den Führungen im Haus der Geschichte der BRD zusammen.
Das Symposium, organisiert von der Kultur und Geschichte Gehörloser e.V., ist selbst auch eine historische Veranstaltung in der Geschichte der Gehörlosenbewegung geworden.

Helmut Vogel, 1. Vorsitzender KuGG e.V.


Gruppenbild Referenten
Gruppenbild der Referenten
Oben von links nach rechts:
Jochen Muhs (Berlin), Hans-Uwe Feige (Leipzig), Gerlinde Gerkens (Kiel), Mark Zaurov (Hamburg) und Martin Domke (Dresden)
Unten von links nach rechts: Helmut Vogel (Hamburg), Friedrich Waldow (Essen) und Marie-France Percevault (Orleans, Frankreich)

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