Aktuelles
Kultur und Geschichte Gehörloser e.V.

Symposium
3. bis 5. Juni 2005 in Bonn

„60 Jahre nach 1945 – Mit der Gehörlosengeschichte in die Zukunft“

Presse-Information

60 Jahre nach 1945
Mit der Gehörlosengeschichte in die Zukunft

Der 60. Jahrestag des Kriegsendes ist ein besonderer Anlass für das Erinnern und das Versöhnen. Es werden im Laufe dieses Jahres überall verschiedene Gedenkveranstaltungen und Symposien (= Tagung mit Vorträgen und Diskussionen zu einem bestimmten Thema) abgehalten.

Der Zweite Weltkrieg ist für Europa am 8. Mai 1945 zu Ende gegangen, als die Deutschen die Kapitulation vor den vier Siegermächten Frankreich, England, USA und Sowjetunion unterschrieben haben. Es war eine Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft über Deutschland und die Welt. Die Kapitulation bedeutete das Ende des zwölfjährigen „Dritten Reiches“, das die Welt in den Zweiten Weltkrieg mit etwa 60 Millionen Toten gestürzt hatte.
Erst blendeten Adolf Hitler und seine Getreuen von der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) die Deutschen, zwangen sie dann mit Gewalt in die menschenverachtende Diktatur und führten sie in den verbrecherischen Krieg. Am Ende hinterließ das Hitler-Regime Deutschland in Schutt und Asche nach den Bombardierungen der Städte und nach der Eroberung des Landes durch die Siegermächte. Mit dem Verlust der Souveränität (hier = staatliche Hoheitsrechte) gingen die Folgen einher: die Abtrennung der Gebiete Ostpreußen, Pommern und Schlesien und die Spaltung von Rest-Deutschland in BRD und DDR.

Unter der Kontrolle der kommunistischen Sowjetunion wurde in der DDR ein sozialistischer Einparteienstaat errichtet. Die BRD konnte sich mit Unterstützung der westlichen Bündnispartner zu einem demokratischen und erfolgreichen Staat entwickeln. Zum Ende des ereignisreichen 20. Jahrhunderts gehören der Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa und die friedlichen Revolutionen, darunter die Wende 1989 in Ostdeutschland. Die Vereinigung von Ost- und Westdeutschland 1990 bedeutet auch das „verspätete“ endgültige Ende des Zweiten Weltkrieges.
Heute ist die Europäische Union wie noch nie zuvor in der Geschichte in West- und Osteuropa zusammengeschlossen. Miteinanderreden und Zuversicht in die Zukunft sind so notwendig, denn die Vorstellung vom „Zusammenwachsen von Europa“ gehört zu unserem Leben im 21. Jahrhundert.

Die „Kultur und Geschichte Gehörloser e.V.“ möchte aus diesem Anlass ein Symposium durchführen und insbesondere auf die Situation der gehörlosen Menschen in Deutschland eingehen. Wir haben mehrere gehörlose Historiker und Referenten zum Symposium vom 3. - 5. Juni 2005 in Bonn eingeladen. Sie werden ihre Forschungsarbeiten vorstellen und mit dem Publikum diskutieren. Dazu sind ein besonderer Zeitzeuge, die Präsidentin des Deutschen Gehörlosen-Bundes und ein Gehörlosen-Verbandsvorsitzender aus Ostdeutschland eingeladen.

Das Symposium findet im Gustav Heinemann Haus, einem bekannten Zentrum der Begegnung für Menschen mit und ohne Behinderung, im Bonner Stadtteil Tannenbusch statt (siehe www.ghh-bonn.de). Der Saal fasst bis zu 300 Personen und in der dazugehörigen Gastronomie ist eine gute Verpflegung an beiden Tagen gewährleistet. Im Partnerhotel „Acora“ und ihm Hotel IBIS hat die KuGG viele Zimmer reservieren lassen (mehr dazu im Anmeldeformular). Für uns alle und das Publikum wird es eine geschichtsträchtige und denkwürdige Veranstaltung werden. Für gebärdensprachunkundige Teilnehmer werden Gebärdensprachdolmetscher in Lautsprache übersetzen.

Nach der Eröffnung des Symposiums am Freitagnachmittag werden Helmut Vogel und Jochen Muhs einen Überblick über das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 60 Jahren geben. Darauf folgt ein Beitrag von Mark Zaurov über den Holocaust und die gehörlosen Juden. Nachdem die Nationalsozialisten fast ganz Europa besetzt hatten, haben sie den Massenmord an den europäischen Juden organisiert. Der Holocaust mit dem Tod von 6 Millionen Juden gehört zu den größten Menschheitsverbrechen.
Von Marie-France Percevault und Bernard Truffaut aus Frankreich werden wir etwas über das Leben der gehörlosen Franzosen während des Zweiten Weltkrieges erfahren – sie werden dazu über verschiedene Forschungen in Frankreich über den Zweiten Weltkrieg und NS-Deutschland berichten. In diesem Zusammenhang wird am Freitagabend der etwa einstündige Film „Hanna“ vom Internationalen Visuellen Theater aus Paris vorgeführt.

Am Samstagvormittag steht die Geschichte der Gehörlosen in der DDR und in den neuen Bundesländern im Vordergrund. Zuerst wird Dr. Hans-Uwe Feige die Geschichte des Gehörlosenverbandes in der DDR von der Gründung 1957 bis zur Wende 1989 vorstellen. Bei der Gründung hieß der Verband „Allgemeiner Deutscher Gehörlosen-Verband“, später wurde er in „Gehörlosen- und Schwerhörigenverband“ umbenannt. Danach wird Martin Domke über sein Leben in der DDR und seine Erlebnisse nach der Wende als Vorsitzender des Gehörlosen-Landesverbandes in Sachsen referieren. Nach dem Zusammenbruch der DDR mussten sich die Gehörlosen in vielen Dingen umstellen, genau wie andere Menschen.

Nach der Mittagspause wird es mit Friedrich Waldow einen interessanten Höhepunkt des Symposiums geben. Helmut Vogel wird anlässlich des 90. Geburtstages eine Einführung über das Leben und Wirken von Friedrich Waldow und über die Deutsche Gehörlosen-Zeitung halten. Friedrich Waldows erste Heimat war Stettin in Pommern (heute zu Polen gehörig), wo er 1915 geboren wurde. Seit 1950 lebt Friedrich Waldow in Westdeutschland, zunächst mit seiner Familie in Mülheim/Ruhr, später dann in Essen. Seine Lebensaufgabe fand er in der Herausgabe der Deutschen Gehörlosen-Zeitung, woran sich bis heute nichts geändert hat. Nach der Einführung wird sich Friedrich Waldow den Fragen aus dem Publikum stellen.
Danach wird Gerlinde Gerkens über ihr Leben in der BRD und ihre Erlebnisse in der Verbandsarbeit bis zum Amt als 1. Präsidentin des Deutschen Gehörlosen-Bundes referieren. Sie ist die erste Frau von insgesamt acht Präsidenten in der Geschichte des DGB. Gerlinde Gerkens hat in den letzten zwei Jahrzehnten viel miterlebt, insbesondere beim Einsatz für die Anerkennung der Gebärdensprache. Schließlich wird es eine Podiumsdiskussion geben, bei der alle Referenten ihre Erkenntnisse und Anregungen aus dem Symposium für die Zukunft darlegen werden, mit einer anschließenden freien Diskussion im Publikum.

Eine Kunstausstellung mit Bildern von Rudolf Werner, dem bekannten gehörlosen Kunstmaler, ist während des Symposiums zu besichtigen. Seine Bilder zeigen den Wandel des Selbstbewusstseins Gehörloser in den letzten zwei Jahrzehnten. Am Samstagabend findet wieder eine Quizshow mit Quizmaster Herbert Christ statt. Überraschungen winken auch diesmal wieder, wie bei der Benefizveranstaltung 2003 in Hamburg und der 2. Jahrestagung 2004 in Heidelberg. Am Sonntagvormittag gibt es Führungen im hervorragend gestalteten Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland auf der Museumsmeile in Bonn.

Das Bonner Symposium ist als ein Beitrag des Veranstalters „Kultur und Geschichte Gehörloser e.V.“ zum Gedenken an den 60. Jahrestag zum Kriegsende zu verstehen. Wir haben die Hoffnung, dass das Symposium ein Anfang für die gemeinsame Forschungs- und Dokumentationsarbeit in der KuGG sein wird. Wir sind der Überzeugung, dass diese Arbeiten ein wichtiger und versöhnlicher Beitrag sowohl für die Gehörlosengemeinschaften als auch für die Öffentlichkeit sein werden.

Das Plakat, das Programm und das Anmeldeformular sind auf unserer Website www.kugg.de vorhanden und unter symposium2005@kugg.de anzufordern. Weiterhin ist ein Organisationsbüro bei der jOCE-Agentur im Auftrag der KuGG für Anfragen und Information per Post und Telefon:
040 - 5945 2724 oder Fax: 040 - 5945 2725 eingerichtet – weitere Informationen dazu im Anmeldeformular.

Wir freuen uns, Sie beim Symposium in Bonn begrüßen zu dürfen! Auf Wiedersehen in Bonn!
Helmut Vogel, 1. Vorsitzender der Kultur und Geschichte Gehörloser e.V.

Info und Anmeldung (im Auftrag der KuGG)

jOCE-Agentur
Am Dorfteich 12 e
22457 Hamburg
Tel.: 040 - 5945 2724
Fax: 040 - 5945 2725
E-Mail:
symposium2005@kugg.de

Information  PDF PDF-Dokument   Information (Erläuterungen zur Tagung)


Plakat GIF A4-Größe Plakat   (GIF-Bild)

Plakat  in PDF PDF-Dokument
passend zum Ausdrucken auf DIN A4
 

 

 
  zurück zu Startseite
zum Programm