Aktuelles
Chronik


Helmut Vogel

Am 12. Februar 2002 ist es soweit: Die "Kultur und Geschichte Gehörloser" (KuGG) ist in das Vereinsregister beim Amtsgericht Berlin eingetragen. Hier ein Rückblick in die 9 Jahre!

Gründung der IFKG

Die "Interessengemeinschaft zur Förderung der Kultur Gehörloser" (IFKG) wurde am 7. August 1993 in Rendsburg gegründet. Das Präsidium des Deutschen Gehörlosen-Bundes (DGB) mit dem Präsidenten Ulrich Hase hatte sich dafür ausgesprochen und die Satzung entworfen. Bei der Gründungsversammlung mit 17 anwesenden Personen wurden Thomas Zander zum 1. Vorsitzenden, Volkmar Jaeger zum 2. Vorsitzenden und Gerlinde Gerkens zur Kassiererin gewählt. Festen Sitz im Vorstand hatten der Präsident des DGB (Ulrich Hase) und der Vorsitzender des Fachausschusses Kultur im DGB (nochmals Thomas Zander).
Die IFKG war die Anschlussorganisation des DGB und sollte den einzelnen Personen ermöglichen, Einzelmitglied im DGB zu sein. Der Hauptzweck der Interessengemeinschaft war die Förderung der Kultur und Gebärdensprache Gehörloser, insbesondere die Unterstützung der Kulturtage. Die Mitgliedsbeiträge wurden auf 20 DM festgesetzt und erhöhten sich jedes Jahr kontinuierlich um 5 Prozent. Die Hälfte des Beitrages ging an den DGB und die Finanzen wurden in einem Unterkonto des DGB verwaltet.
Bei der Mitgliederversammlung des DGB vor den 1. Deutschen Kulturtagen der Gehörlosen vom 14.-17. Oktober 1993 in Hamburg wurde die IFKG als außerordentliches Mitglied in den DGB aufgenommen. Für die Mitglieder der IFKG gab es einen Vorteil, da sie ermäßigte Karten zu den Kulturtagen bekamen. So wuchs die Teilnehmerzahl von Jahr zu Jahr:

Ende 1995: 74 Mitglieder
Ende 1996: 86 Mitglieder
Ende 1997: 108 Mitglieder

Nach den 2. Kulturtagen vom 23.-26. Oktober 1997 in Dresden gab es einen großen Zulauf. Es war ganz klar, dass die Gehörlosen als Einzelmitglied die Aktivitäten zur Förderung der Gehörlosenkultur unterstützen und die Arbeit an dieser weiter entwickeln sehen wollten.
In den Jahren 1995, 1996 und 1998 organisierten die Vorsitzenden Thomas Zander und Volkmar Jaeger für die IFKG-Mitglieder einwöchige Workshops zum Foto, Theater und zur Kunst in Höfgen bei Leipzig. Dabei engagierten sie 1996 und 1998 Bernhard Bragg, bekannter Dozent für Theater und Schauspieler aus den USA und entwickelten mit ihm zweimal Theaterstücke für das Deutsche Gehörlosen-Theater.

Interessengemeinschaft zur Deaf History

Inzwischen war das Interesse von Gehörlosen an der Gehörlosengeschichte ebenso gewachsen. Die 2. internationale Deaf History-Tagung fand vom 1.-4. Oktober 1994 in Hamburg und wurde von den Mitarbeitern des Zentrums für Deutsche Gebärdensprache, insbesondere Prof. Renate Fischer und Heiko Zienert, organisiert. Jochen Muhs war schon in Sachen Deaf History aktiv geworden und nahm als Vortragender an der Tagung teil. Zwei Jahre später organisierte Muhs das erste Deaf History-Treffen vom 4.-6. Oktober 1996 in Leipzig. Er wurde als Leiter des Teams (mit Wolfgang Bachmann, Paul Dinkel, Hans Röhl und Achim Zier) für die "Deaf History - Interessengruppe zur Geschichte Gehörloser. Deutschland, Österreich, Schweiz" gewählt.
Im Rahmen der Veranstaltung "150 Jahre Gehörlosenbewegung" in Berlin organisierte Jochen Muhs wieder ein Deaf History-Treffen vom 23.-25. Oktober 1998 statt. Verschiedene Vorträge wurden gehalten. Am letzten Tag wählten die Interessenten die folgenden Personen in das Team: Helmut Vogel, Jochen Muhs, Gitta Fehringer und Wolfgang Schmidt. Die Deaf History und der Gehörlosenverband Berlin e.V. organisierten am 20. Mai 2000 in Berlin eine Gedenkveranstaltung anlässlich des 200. Geburtstags von Carl Wilke, gehörlosem Lehrer und Künstler. Im Juni 2000 nahmen etwa fünfzehn Gehörlose aus dem deutschsprachigen Raum an der internationalen Deaf History-Tagung in Washington, D.C./USA teil. Darüber berichtete das Deaf History-Team im fünften Rundschreiben.

Von IFKG zu KuGG

Nachdem das 2. Deaf History-Treffen 1998 in Berlin zu Ende ging, leitete Thomas Zander die IFKG-Mitgliederversammlung. Die Mitglieder fanden den Namen "IFKG" kompliziert und beschlossen den neuen Vereinsnamen "Kultur und Geschichte Gehörloser", abgekürzt: KuGG. Der Verein sollte zunächst den Status eines eingetragenen Vereins haben. Der Beitrag an den DGB wurde auf 20 Prozent der an den KuGG gezahlten Beiträge herabgesetzt.
Der neue Vorstand der KuGG bestand aus Thomas Zander und Volkmar Jaeger, als 1. und 2. Vorsitzenden wiedergewählt, Matthias Schäfer als Kassierer, Ulrich Hase als Präsident des DGB und nochmals Thomas Zander als Vorsitzender des Fachausschusses Kultur im DGB. Hinzu kamen zwei neue Beisitzer, Peter Schick und Manfred Mertz.
Bei der Bundestagung des DGB vom 14.-17. Oktober 1999 in Essen gab es einen Vorstandswechsel. Ulrich Hase gab nach 10 Jahren das Amt des 1. Präsidenten an Gerlinde Gerkens, der bisherigen Vizepräsidentin, ab. Gerlinde Gerkens wurde automatisch das neue KuGG-Vorstandsmitglied. Kurz später wurde das Unterkonto im DGB aufgelöst und ein neues Konto für die KuGG in der Bank für Sozialwirtschaft in Berlin eröffnet.
In der Mitte des Jahres 2000 listete das Amtsgericht Berlin die Probleme bezüglich der Satzung auf und forderte eine neue Vorstandswahl. So musste ein neuer Vorsitzender gefunden werden.

Vereinigung zwischen KuGG und Deaf History

Bei einer Besprechung im November 2000 für die 3. Kulturtage kam das Gespräch zwischen Thomas Zander, Jochen Muhs und Helmut Vogel über die Deaf History und KuGG zustande. Da Thomas Zander und andere Vorstandsmitglieder nicht weitermachen konnten, bot Thomas Zander dem Deaf History-Team die Vereinigung. Es war für beide Leitungen klar, dass Kultur und Geschichte der Gehörlosen zusammengehören und der Weg für die Vereinigung eingeschlagen werden soll.
In der KuGG sind unter 200 Mitglieder und die Deaf History hat fast 50 Interessenten. Es besteht die Chance, dass wir über Theater, Kunst, Geschichte, Gebärdensprache, Literatur, Video usw. voneinander mehr erfahren können. So können die Mitglieder einen fruchtbaren Dialog erleben und mitgestalten!
Zu Anfang Februar 2001 in Hamburg kamen die Fachausschussmitglieder für Kultur und Geschichte im DGB: Thomas Zander, Thomas Worseck, Jochen Muhs, Jürgen Stachlewitz und Martina Bergmann zusammen. Helmut Vogel wurde als Gast eingeladen, da er sich bereit erklärte, als 1. Vorsitzender tätig zu werden. Die Fragen zur Satzung der KuGG und Vereinigung wurden besprochen und geklärt.
Daraufhin berief Thomas Zander die Mitglieder zur Mitgliederversammlung am 30. März 2001 ins Gehörlosenzentrum in Kiel. 14 Personen waren anwesend. Die Anwesenden erklärten sich nach Diskussionen mit der veränderten Satzung und somit mit der Vereinigung einverstanden. Danach wählten sie folgende Mitglieder in den Vorstand: Helmut Vogel als 1. Vorsitzender, Jochen Muhs als 2. Vorsitzender, Herbert Christ als Beisitzer für Finanzen, Thomas Zander und Volkmar Jaeger als weitere Beisitzer.
Dabei begann auch das 3. Deaf History-Treffen, das einen Tag später im Rahmen der Gedenkveranstal-tung anlässlich des 200. Geburtstages von Otto Friedrich Kruse, gehörloser Lehrer, Publizist und Mahner gegen die Unterdrückung der Gebärden-sprache, fortgesetzt wurde. Die Gedenkveranstal-tung wurde von der Deaf History und dem Gehörlo-sen-Verband Schleswig-Holstein e.V. organisiert.

Auf dem Weg zum e.V.

Der Vorstand setzt sich seitdem für mehr Öffentlichkeitsarbeit für die Mitglieder und neue Interessenten ein. So haben wir mit dem Auftrag an eine gehörlose Webmasterin für die Neugestaltung der Website www.kugg.de begonnen. Bei den 3. Kulturtagen vom 6.-9. September 2001 in München haben wir mit einem Stand auf die KuGG aufmerksam gemacht. Mit der Kulturzeitschrift "Lesen statt Hören" (LSH) aus Leipzig haben wir vereinbart, dass wir 2 bis 4 Seiten in jeder LSH-Ausgabe veröffentlichen können und die Mitglieder sechsmal im Jahr die LSH als Abonnent zugeschickt bekommen.
Da das Amtsgericht bei der Neuanmeldung die fehlenden Angaben zum Vereinssitz bemängelt hat, ist eine außerordentliche Mitgliederversammlung in Ulm am 25. Januar 2002 abgehalten worden. Dabei hat die KuGG ein Treffen anlässlich der Ausstellung über den gehörlosen, jüdischen Künstler Richard Liebermann mit Vorträgen organisiert. Am 12. Februar ist die KuGG als eingetragener Verein vom Amtsgericht Berlin schließlich anerkannt.

Heute ....

Die KuGG bleibt nach wie vor in Zusammenarbeit mit dem DGB. Sie unterstützt seine Arbeit, unter an-derem beim 75 jährigen Jubiläum des DGB vom 13.-15. September 2002 in Weimar. Die KuGG hat vor, in den nächsten Jahren Seminare, Deaf History-Treffen, Ausstellungsbesuche usw. zu organisieren. Die Förderung der Gehörlosenkunde an den Gehörlosenschulen ist auch uns ein wichtiges Anliegen. Wir brauchen eine Lobby für die Gehörlosenkultur, damit wir diese Interessen und Ziele verfolgen können.

Bei Interesse ist Kontakt mit der Geschäftsstelle der KuGG unter folgender Anschrift aufzunehmen:
Blostwiete 1 bei H. Vogel, 22111 Hamburg
Fax: 040 - 65 59 26 10
E-Mail: info@kugg.de