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Liebe KuGG-Mitglieder,
liebe LSH-Leser,
mit dem ersten Artikel als 1. Vorsitzender des
Vereins "Kultur und Geschichte Gehörloser" (KuGG) möchte ich Euch
begrüssen. Der Anlass ist, dass unser Verein mit der "Lesen statt
Hören" (LSH) vereinbart hat, ab der hiesigen Ausgabe und in den
nächsten Ausgaben der LSH im laufenden über die KuGG zu berichten.
Es bedeutet mehr Öffentlichkeitsarbeit und ein neues Kapitel für
unseren Verein in Zusammenarbeit mit der LSH.
Sicherlich wundern sich die einen über diesen neuen Weg. Aber die
anderen wissen schon, dass der Redaktionsleiter Volkmar Jaeger in
unserem Verein, der früher die "Interessengemeinschaft zur Förderung
der Kultur Gehörloser" (IFKG) hiess, aktiv gewesen ist, genauer
gesagt: als 2. Vorsitzender seit der Gründung 1993 bis 2001. Darüber
könnt ihr mehr in der "Chronik der KuGG" (LSH-Nr. 4) erfahren.
Als Jochen Muhs und ich von der "Interessengruppe zur Geschichte
Gehörloser - Deaf History" (Deaf History) im März 2001 in den geschäftsführenden
Vorstand der KuGG gewählt worden sind, ist für uns schon klar, dass
die Öffentlichkeitsarbeit zu unseren wichtigen Aufgaben gehört.
Denn wir haben vorher mit den (nunmehr eingestellten) Rundschreiben
der Deaf History gute Erfahrungen gesammelt, da die Interessenten
sich zunehmend ein Bild über unsere Arbeit machen konnten. Das Interesse
an der Deaf History ist in der Tat zunehmend gestiegen. Die jüngsten
Beispiele sind acht Stunden dauernde Vorträge bei den 3. Deutschen
Kulturtagen in München 2001 im Vergleich zu eineinhalb Stunden in
Dresden 1997 und viele Fragen zur Gehörlosengeschichte bei der Quizshow
beim Galaabend.
Im Sommer 2001 bei unserer Vorstandssitzung sind wir mit dem Vorschlag
an Volkmar Jaeger getreten, dass regelmässig in der LSH von der
und über die KuGG berichtet werden soll. Volkmar Jaeger willigte
sofort ein und klärte mit uns ab, dass uns zwei bis drei Seiten
für die KuGG-Mitglieder zur Verfügung gestellt werden und die LSH-Zeitschriften
an alle KuGG-Mitglieder zu verschicken sind.
Wir und Volkmar Jaeger kennen uns einander schon lange von der Arbeit
für die Gehörlosen und kommen auch miteinander gut aus. Des weiteren
halten wir es für wichtig, dass die LSH-Redaktion die Förderung
der Gehörlosenkultur und Gehörlosengeschichte groß geschrieben
hat. Die neuesten Artikel und Kritiken über die Kulturtage in München
belegen wieder einmal. Ebenso finden wir anregend, dass die Meinungsbildung
bei den Lesern durch die Artikeln und Diskussionen in der LSH gefördert
werden soll. Unsere Vorstellungen stimmen mit den Vorstellungen
der LSH-Redaktion, insbesondere Volkmar Jaeger, überein. Denn die
LSH hält ernsthaft in der Gegenwart inne und denkt auch in die Vergangenheit
zurück. Sie gestaltet die Zukunft mit, indem sie nachdenkliche und
anregende Artikel veröffentlichen lässt. In diesem Sinne ist die
Zeitschrift "Lesen statt Hören" wegweisend in der Gehörlosenpresse
und nicht zu vergleichen mit anderen deutschen Gehörlosenzeitschriften.
Nun haben wir eine freudige Nachricht für euch zu vermelden: das
Edwin Scharff Museum in Neu-Ulm hat am 9. November 2001 die Ausstellung
über Richard Liebermann (1900-1966), einem gehörlosen, jüdischen
Künstler, eröffnet. Die schon lange geplante Ausstellung läuft bis
zum 3. Februar 2002. Natürlich ist es das Verdienst von den Initiatoren
des Museums, und wir freuen uns, weil wir mit Gitta Fehringer, die
über das Leben und Wirken von Richard Liebermann auch forscht und
schreibt, mit dem Museum Kontakte gehabt haben. Gitta Fehringer
hat vor der Eröffnung einen Vortrag beim Kofo und bei der Eröffnung
das Grusswort vor 200 geladenen Gästen gehalten. So können viele
Gehörlose bei der Ausstellung über Richard Liebermann, der aufgrund
der Deportation nach Frankreich durch die Nationalsozialisten in
Vergessenheit geraten ist, wieder erfahren. In den Gehörlosenzeitschriften,
Internetseiten und "Sehen statt Hören"-Sendung wird demnächst bekanntgegeben.
Das weiss ich zu schätzen, weil es ein gegenteiliges Beispiel gibt.
In einem Literaturarchiv in München ist für mehrere Monate bis zum
Anfang November 2001 eine Ausstellung über eine andere bekannte
gehörlose Künstlerin gezeigt worden. Es ist Ruth Schaumann, die
zu den bekanntesten Künstlern in der ersten Hälfte des zwanzigsten
Jahrhunderts zählt und wenig mit den Gehörlosen zu tun hat. Es ist
schade, dass die Gehörlosen von den Ausstellungsmachern kaum informiert
worden sind und die Ausstellung daher das Interesse der Gehörlosen
nicht geweckt hat.
Deshalb findet das Edwin Scharff Museum in Neu-Ulm unsere Anerkennung.
Es freut uns, in Zusammenarbeit mit dem Museum das Treffen für KuGG-Mitglieder
vom 25. bis zum 27. Januar 2002 in Neu-Ulm zu organisieren. Das
heisst, dass die Mitglieder und Leser sich nach Neu-Ulm begeben
und dort austauschen können. Es handelt sich nicht nur um die Gehörlosengeschichte,
sondern auch um die Gehörlosenkunst. Ich bin der Meinung, dass es
für uns von Vorteil ist, wenn wir die umfassende und weitläufige
Sicht auf die Kultur und Geschichte Gehörloser haben. Wenn man von
verschiedenen Bereichen, z.B. Politik, Kunst, Geschichte, Theater,
Presse usw. voneinander weiss, weil sie miteinander in Zusammenhang
stehen, dann wird es uns weiter bringen. Es kann die positiven (Neben)Effekte
für die Förderung der Arbeit an der Gehörlosenkultur bewirken.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig für die Zusammenarbeit zwischen
KuGG und LSH. In diesem Bereich wird Volkmar Jaeger, jetziger Beisitzer
in unserem Vorstand, als zuständiger Ansprechpartner für KuGG-Mitglieder
da sein. Er nimmt gerne Artikeln und Leserbriefe von ihnen entgegen
und lässt sie veröffentlichen, wenn es dazu passt. Das gehört zu
seinen Aufgaben als Redaktionsleiter. Der KuGG-Vorstand hofft, dass
die Mitglieder diese neue Form begrüssen und sich an der Meinungsbildung
und Öffentlichkeitsarbeit in der LSH beteiligen. Wenn es nötig ist,
bekommen sie ab und zu das Rundschreiben mit mehr Informationen.
Schliesslich wollen wir neben der "Lesen statt Hören" auch auf die
Möglichkeit mit dem Internet hinweisen. Der Vorgänger Thomas Zander
hat die Internetseite "www.kugg.de" eingerichtet, bevor wir eine
gehörlose professionelle Webmasterin finden können. Hoffentlich
wird es soweit sein, dass wir am 25. Januar 2002 auf der Mitgliederversammlung
in Neu-Ulm die neueste Fassung unserer Internetseite vorführen und
erläutern. Der Vorstand will auf beiden Wegen, über die Zeitschrift
und über das Internet, in die Zukunft gehen und die Interessen für
die Förderung der Gehörlosenkultur vertreten.
Zum Schluss möchte der Vorstand Euch, liebe KuGG-Mitglieder und
LSH-Leser, ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins
neue Jahr 2002 wünschen.
Helmut Vogel
(entnommen aus der LSH-Ausgabe Nr. 6 im Jahr 2001)
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