Albert Fischer
(1940
- 2003)
Die Trauerfeier von Albert Fischer
am Ammersee
Auf dem kleinen Friedhof in Buch, einem Ortsteil von
Inning, waren am 1. Dezember 2003 viele Leute von nah und fern eingetroffen,
um vom verstorbenen Albert Fischer Abschied zu nehmen und ihm die
letzte Ehre zu erweisen. Vor dem Leichenhaus trugen sich die Trauergäste,
viele Gehörlose und ein paar Hörende, darunter auch Alberts
Künstlerkollegen, in ein Kondolenz-Buch ein.
Im Leichenhaus durften ein paar Bilder von Albert Fischer natürlich
nicht fehlen, sie standen zu beiden Seiten des mit vielen Blumen
geschmückten Sargs. Die farbenfrohen, aufmunternden Bildern
deuteten auf ein wunderbares, erfülltes Leben des Verstorbenen.
Die erste Rede zum Tode von Albert Fischer hielt Rudi
Sailer, Vorsitzender des GMU. Frei aus sich heraus und sichtlich
bewegt. Albert, der selbständige Gemälderestaurator hatte
neben seiner Kunst, die als "Fise-Art" bekannt ist, auch
politisch einiges bewegt.
Dann trat Jürgen Stachlewitz vor die Trauergemeinde, um Alberts
Leben und Wirken zu würdigen. In seiner Zeit hatte Albert um
Anerkennung der Gehörlosen-Identität und der Gebärdensprache
gekämpft. Und Hannelore Piringer gebärdete ein kleines,
rührendes Gedicht. Alberts Frau Heidi blieb stark und Sohn
Oliver stand ihr zur Seite.
Nun hielt Gertrud Mally eine ausführliche Rede,
vor allem über Alberts Wirken bei "selbstbewusst werden".
Für die Zeitschrift hatte Albert viele Gedichte und Karikaturen
geschaffen, die sehr wirkungsvoll waren und den gehörlosen
Künstler Albert sehr bekannt machten. Als Frau Mally über
das besondere Engagement von Albert Fischer und seine Kunst ausdrucksvoll
gebärdete, kamen den Trauernden die Tränen.
Auch Alberts hörender Künstlerkollege vom "Blauen
Kreis" sprach zu den Leuten, eine Dolmetscherin übersetzte
in Gebärdensprache. Die Figur des "Fise" beflügelte
Alberts Schaffen und ließ seiner Phantasie freien Lauf.
Zum Schluss verteilte Sohn Oliver anstatt einer Rede ein Schreiben,
seine Worte über das Leben seines Vaters. Neben Worte tiefstem
Respekt und Dank auch über den Kluft zwischen Vater und Sohn,
zwischen Gehörlose und Hörende, die Albert mit Herz und
Verstand, mit seiner Kunst zu schließen versuchte.
Auf der Trauerkarte sind seine Worte, die er während
seiner kurzen schweren Krankheit aussprach, abgedruckt:
"Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich hatte ein wunderbares
Leben, meine Familie, künstlerische Erlebnisse, Exkursionen
und die vielen Gespräche mit meinen Freunden."
Bemerkenswert ist, dass bei Alberts Trauerfeier Religion
und Kirche gar nicht vorkommen. In seinem Leben beschäftigte
sich Albert viel mit Philosophie, davon bezeugt auch sein Tagebuch,
die er sogar im Internet auf der eigenen Homepage (www.fise.de)
veröffentlichte. Dort kann man die ihm eigene "gehörlose
Philosophie" ergründen.
Anschließend ging es zum Kaffee in der Gaststätte
Eberhardt in Eching am Ammersee. Dort stand auch das letzte, unvollendete
Werk von Albert, was mich sehr rührte. Beim gemütlichen
Kaffee (und auch noch bis in den späten Abend) konnte man sich
mit der Witwe Heidi oder mit Oliver beim Gespräch vertiefen.
Einige Vorsitzenden von Münchener Gehörlosen-Vereinen
kamen nicht zur Trauerfeier, dieses Verhalten ist verständlicherweise
auf Alberts kritische Ideen und politisches Engagement in der Gehörlosenbewegung
zurückzuführen. Dagegen waren gehörlose Freunde vom
regelmäßigen Stammtisch in Herrsching am Ammersee auf
der Trauerfeier zahlreich anzutreffen.
Heidi Fischer erzählte beim Kaffee, dass sie
gerne in ihrem Haus ein Museum mit Alberts Werke einrichten lassen
möchte. Hierzu soll eine Stiftung gegründet werden, wobei
Freunde und eine Galerie sie dabei helfen werden. Unser Verein KuGG
e.V., bei dem Albert auch Mitglied war, wird sie bei ihrem Vorhaben
gerne unterstützen. In Planung ist eine Sammelaktion und eine
Ausstellung seiner Werke. Ein paar Vereinsmitglieder und gehörlose
Künstler, die ihre Anteilnahme zum Tode von Albert bekundeten,
möchten gerne Geld spenden, dies kann zum Zwecke des neuen
Museums dienen.
Wollen wir alle einen Teil dazu beitragen, dass die
unvergleichlichen Kunstwerke von Albert Fischer, die in hohem Maße
die gehörlose Identität darstellen, auch unvergesslich
bleiben. In einem Museum, wo seine Werke für alle zugänglich
sind und der Nachwelt erhalten bleiben können.
Text und Fotos: Herbert Christ
Bilder: © Fise - Albert Fischer
Zum Tod von Albert Fischer
Nachruf
von "Zeichen setzen!"
Nachruf
vom GMU e.V.
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