Kultur
 1. Jahrestagung & Benefizveranstaltung in Hamburg
am 30. / 31. Mai 2003


Bericht von Sieglinde Lemcke

Die „Kultur und Geschichte Gehörloser e.V.“ (KuGG) veranstaltete erstmals seit ihrem Bestehen eine Jahrestagung am 30. Mai 2003 im Kulturzentrum der Gehörlosen in Hamburg.
Die Veranstaltung begann mit einem Vortrag von Helmut Vogel, 1. Vorsitzender der KuGG, über das „Leben der Gehörlosen von 1770 bis heute in Deutschland“. Das Ziel dieses Vortrages war, Grundlagen, Ausformung, Erscheinungsformen und Inhalte der Gehörlosenkultur festzustellen und Schlussfolgerungen zu entwickeln.
Als nächstes referierte die Gehörlosenpädagogin Satu Worseck über die „Bedeutung und Entwicklung der Gehörlosenkultur in den USA“. Ihren Ausführungen über die US-amerikanischen Aktivitäten und Forschungen folgten die Zuschauer mit Interesse.

Nach einer Kaffeepause begann eine Podiumsdiskussion zum Thema "Förderung der Gehörlosenkultur und Gehörlosengeschichte für alle!". Die Diskussion mit Volkmar Jaeger (Chefredakteur der Gehörlosenkultur-zeitschrift "Lesen statt Hören" aus Leipzig), Jochen Muhs (2. Vorsitzender der KuGG und Deaf History International), Satu Worseck und Helmut Vogel moderierte Alexander von Meyenn. Das Thema allein ist schon wichtig für die heutige Zeit, in der man sich mit der Bedeutung der Kultur für die Gehörlosen weiter auseinandersetzt. In der Diskussion gelang diese Auseinandersetzung nur teilweise. Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass die bisherigen Kulturkenntnisse der Gehörlosen noch auf dem alten Stand sind und es keinen neuen Anlass zu weiteren Diskussionen gab. Dennoch halte ich es für wichtig, bei den nächsten Veranstaltungen dieses Thema wieder aufzugreifen.

Benefizveranstaltung

Am nächsten Tag wurde zugunsten des Deutschen Gehörlosen-Bundes eine Benefizveranstaltung mit einigen Vorträgen und einer Quiz-Show durchgeführt. Vor Beginn wurden Fragebögen zur Kultur und Geschichte Gehörloser verteilt. Die Zuschauer konnten die Fragebögen zwischen den einzelnen Vorträgen ausfüllen und sich mit richtigen Antworten für das abendliche Finale der Quiz-Show qualifizieren.

Die Vorträge von Helmut Vogel über die „Geschichte des Deutschen Gehörlosen-Bundes seit 1950 mit seinen Präsidenten“ und Mark Zaurov über "Beiträge gehörloser Juden für die Gehörlosengemeinschaft vor der NS-Machtergreifung 1933" waren informationsreich.
Nach einer Kaffeepause folgte die schöne Laudatio von Helmut Vogel zum 75. Geburtstag von Volkmar Jaeger. Helmut Vogel trug über dessen „Leben und Wirken in der ehemaligen DDR und heute in der BRD als engagierter Förderer der Gehörlosenkultur“. Auch Volkmar Jaeger kam zu Wort. Sein Erfahrungsbericht war beeindruckend. So etwas hatten wir noch nicht erlebt. Es wäre schön, wenn dies auch bei anderen Leuten vorkommen könnte.

Die anschließende „Gebärdensprachstunde mit Gerlinde Gerkens, Präsidentin des Deutschen Gehörlosen-Bundes“ wurde wegen Zeitmangels verkürzt. Dennoch konnten viele der Anwesenden sie nach ihrer politischen Arbeit befragen. Ebenso verkürzt waren die nachfolgenden Vorträge. Jochen Muhs gebärdete über die "Erfahrung mit der Deaf History" und Renate Dorn berichtete über die Arbeit mit KIGEL (Kinder gehörloser Eltern) aus Hamburg unter dem Titel „Zusammensein von Kindern gehörloser Eltern stärken“.

Nach dem Abendessen wurden die Gewinner für das Finale der Quiz-Show bekannt gegeben. Es durften nur sechs Gewinner aus der Vorrunde mitmachen. Sie wurden einzeln für die Reihenfolge der Befragung ausgelost. Elf Fragen mussten sie beantworten und ihre Fehler wurden gezählt. Derjenige mit der geringsten Fehlerangabe galt als Sieger. Die Fragen waren zum Teil recht schwer, passten aber zum Thema. Wer am Vortag und bei der Benefizveranstaltung gut aufgepasst hatte, konnte viel gewinnen. Hut ab vor Herbert Christ, dem Schatzmeister der KuGG. Er hatte sich die Fragen ausgedacht und auch das Layout für die Leinwand allein entwickelt.
Am Ende der Quizshow stand der Sieger fest: Christian Borgwardt aus Hamburg. Er gewann einen Reisegutschein in die Türkei (gespendet vom Reisebüro XXL-TravelForDeaf aus Nauheim) und eine Skulptur mit beweglichen Händen aus der Schweiz (gespendet von Gerlinde Gerkens).

Insgesamt waren beide Veranstaltungen gut durchgeführt worden dank der Organisation der KuGG unter Leitung von Helmut Vogel. Ein Wermutstropfen blieb, es kamen nur weniger als 50 Menschen zu jeder Veranstaltung.

 

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